Weiterführende Boots- und Funkscheine im Überblick: SKS, LRC, Bodenseeschifferpatent und mehr

Kurz zusammengefasst
Nach dem Erwerb von SBF See, SBF Binnen, SRC oder UBI fragen sich viele, welche Scheine darüber hinaus sinnvoll sein könnten – etwa für spezielle Reviere oder größere Boote. Die hier vorgestellten Scheine wie SKS, SSS, SHS oder das Bodenseeschifferpatent sind nicht notwendig für den normalen Wassersport, aber für bestimmte Anwendungen oder berufliche Ziele interessant. Dieser Artikel bietet dir einen kompakten Überblick zur Orientierung. Für die meisten Freizeitkapitäne reichen SBF See und Binnen sowie SRC und UBI aus.
Seegewässer
SKS (Sportküstenschifferschein)
Der SKS ist der amtliche, freiwillige Aufbau-Schein für die Küstenschifffahrt. Er baut auf dem Sportbootführerschein See auf und ist besonders bei Yachtcharter-Unternehmen im Mittelmeer und in Nord-/Ostsee gern gesehen.
- Geltungsbereich: Küstennahe Gewässer bis 12 Seemeilen Abstand von der Küste
- Voraussetzungen: Sportbootführerschein See, mind. 300 Seemeilen als Crewmitglied auf Yachten im Küstenbereich
- Zielgruppe: Für die gewerbsmäßige Nutzung von Motorbooten in Küstengewässern (12-sm-Zone)
SSS (Sportseeschifferschein)
Der SSS ist für Fahrten im Bereich der Seeschifffahrt ausgelegt. Er wird oft von Berufsskippern oder ambitionierten Freizeitkapitänen gemacht.
- Geltungsbereich: Seeschifffahrtsstraßen, Nord- und Ostsee, Mittelmeer, weltweite Fahrt innerhalb 30 Seemeilen zur Küste
- Voraussetzungen: SKS, mindestens 1000 Seemeilen nach Erwerb des SBF See
- Zielgruppe: Skipper mit Ambitionen in Seerevieren, Berufsskipper, Ausbilder, Regattateilnehmer
SHS (Sporthochseeschifferschein)
Der SHS ist der höchste freiwillige deutsche Sportschifferschein. Er qualifiziert zur Navigation auf Hochsee und ist Voraussetzung für weltweite Fahrten außerhalb der Küstennähe.
- Geltungsbereich: Weltweite Fahrt außerhalb der 30-Seemeilen-Zone
- Voraussetzungen: SSS, mindestens 1000 Seemeilen nach Erwerb des SSS, umfassende Kenntnisse in Astronavigation
- Zielgruppe: Weltumsegler, Hochseesegler, Expeditionsfahrer
Binnengewässer
Bodenseeschifferpatent A (Motorboote)
Dieses Patent ist auf dem Bodensee Pflicht, wenn das Boot eine Motorleistung von mehr als 4,4 kW hat.
- Geltungsbereich: Deutscher, österreichischer und Schweizer Teil des Bodensees
- Voraussetzungen: Mindestalter 18 Jahre, theoretische und praktische Prüfung
- Zielgruppe: Motorbootfahrer auf dem Bodensee, Charterfahrer
Bodenseeschifferpatent D (Segelboote)
Wer auf dem Bodensee segeln möchte, benötigt ab einer Segelfläche von über 12 m² das Patent D.
- Geltungsbereich: Alle drei Anrainerstaaten des Bodensees
- Voraussetzungen: Mindestalter 14 Jahre, theoretische und praktische Segelprüfung
- Zielgruppe: Segler auf dem Bodensee
Sportschifferzeugnis E (Führung von Fahrzeugen > 20 m)
Dieses Zeugnis berechtigt zur Führung von Sportfahrzeugen über 20 Meter Länge auf deutschen Binnengewässern.
- Geltungsbereich: Deutsche Binnenschifffahrtsstraßen
- Voraussetzungen: Sportbootführerschein Binnen, praktische Erfahrung, theoretische und praktische Prüfung
- Zielgruppe: Skipper großer Sportboote und Motoryachten im Binnenbereich
Sportpatent
Das Sportpatent ist eines der drei Rheinpatente nach der internationalen Verordnung über das Schiffspersonal auf dem Rhein. Es berechtigt zur Führung von Sportfahrzeugen mit einer Länge unter 25 Metern. Pflicht ist es für Boote ab 20 m Länge und mehr als 11,03 kW (15 PS) Motorleistung – jedoch nur auf bestimmten Abschnitten des Rheins. Das Patent gilt ausschließlich für die Rheinabschnitte mit Streckenkundepflicht zwischen der Schleuse Iffezheim und der Spyckschen Fähre. Die Erteilung erfolgt immer für genau diesen Abschnitt, sofern die Streckenkunde in der Prüfung nachgewiesen wird.
- Geltungsbereich: Streckenkundepflichtige Abschnitte des Rheins zwischen Iffezheim und Spyckscher Fähre
- Voraussetzungen: Prüfung inkl. Streckenkunde, Mindestalter 18 Jahre
- Zielgruppe: Skipper größerer Sportboote auf dem Rhein
Hinweis: Für Sportboote unter 20 Metern Länge und mehr als 11,03 kW Leistung reicht der Sportbootführerschein Binnen aus, auch auf dem Rhein.
Funk & Pyro
LRC (Long Range Certificate)
Das LRC ist das amtliche, internationale Funkzeugnis für die weltweite Kommunikation im Grenz- und Kurzwellenbereich. Es baut auf dem Short Range Certificate (SRC) auf. Geltungsbereich: Weltweiter Seefunk (UKW, Grenz- und Kurzwelle, DSC) Voraussetzungen: Mindestalter 18 Jahre, keine weiteren Voraussetzungen Zielgruppe: Blauwassersegler, Weltumsegler, Langfahrt-Crews
Radarpatent
Das Radarpatent berechtigt zur Nutzung von Radar auf Binnenschifffahrtsstraßen. Es ist erforderlich, wenn ein Radar an Bord aktiv genutzt wird. Geltungsbereich: Deutsche Binnenschifffahrtsstraßen Voraussetzungen: Sportbootführerschein Binnen + Zusatzlehrgang + Radarpraktikum + Prüfung Zielgruppe: Skipper, die bei schlechter Sicht sicher unterwegs sein wollen oder Radar auf dem Schiff einsetzen müssen
FKN/SKN (Fachkundenachweis / Sachkundenachweis für Seenotsignalmittel)
Für das Mitführen und Benutzen von pyrotechnischen Seenotsignalmitteln (z. B. Notsignale der Klasse T2) ist der Fachkundenachweis (FKN) oder Sachkundenachweis (SKN) erforderlich. Der FKN wird meist im Freizeitbereich verlangt, der SKN eher für berufliche Anwendungen. Geltungsbereich: Deutschlandweit Voraussetzungen: Mindestalter 16 Jahre, theoretische und praktische Prüfung Zielgruppe: Freizeit- und Berufsskipper, die Seenotsignalmittel an Bord mitführen möchten
Fazit: Welcher Schein für wen?
Die Vielzahl an Boots- und Funkscheinen kann auf den ersten Blick überfordern, doch nicht jeder Schein ist für jeden skipper notwendig. Die meisten Freizeitkapitäne sind mit dem Sportbootführerschein Binnen oder Sportbootführerschein See sowie den Funkscheinen SRC und UBI bereits bestens ausgestattet. Die hier vorgestellten weiterführenden Scheine sind für besondere Einsatzzwecke oder Regionen interessant – etwa für Hochseefahrten, den Bodensee oder große Yachten. Sie dienen als Orientierungshilfe für alle, die tiefer in den Wassersport einsteigen wollen, sind aber keineswegs für den Einstieg erforderlich.